Die Schlosskirche zu Letzlingen

Winterbild der Schloßkirche

Die Anfänge

In Letzlingen lässt sich die Verbindung von „Thron und Altar“ mit Händen greifen: In einer Achse liegen sich Jagdschloß und Schlosskirche gegenüber.

Kein Geringerer als der für seine Liebe zur Architektur bekannte Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. verfasste auf den Plänen der alten Kirche die Entwürfe für den Neubau der Kirche. Er war durch eine Reise nach England inspiriert vom englischen Tudorstil und setzte ihn an Schloß und Kirche in die Tat um.

Bedingt durch die Erweiterung des Schlosses musste die alte Kirche weichen, das aus ihr das Kavaliershaus wurde, um den Gästen der Hofjagd eine standesgemäße Unterkunft zu bieten.

1857 war die Grundsteinlegung, der Bau begann 1859 und war 1861 vollendet. Der letzte Tag der Hofjagd am 11. Dezember 1861 wurde für die Einweihung der Kirche genutzt. Tragisch nur, dass Friedrich Wilhelm IV. im Januar 1861 verstorben war und sein Werk in Vollendung nicht mehr erleben konnte. So wurde es der Tag für den Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I., der den Festgottesdienst von der Empore gegenüber der Kanzel verfolgte.

Die Beschreibung der Kirche

Die Kirche ist ein einschiffiger Backsteinbau mit einem Querschiff und einem Chorraum.

Die Ausführung der Bauarbeiten lag in der Verantwortung des Architekten Friedrich August Stüler, der nach den Entwürfen des Königs die Kirche im englischen Tudorstil mit romantischer Innenfassung baute und auch für die Neugestaltung des Schlosses verantwortlich war.

Das helle Kirchenschiff mit den hohen Fenstern und die kunstvolle Konstruktion der Decke, die den Eindruck eines offenen Dachstuhls entstehen lässt, gehören zu den Charakteristika dieser Kirche, dazu die komplette Innenausmalung als Schablonenmalerei und dem großflächigen Wandteppich im Chorraum mit dem Motiv der springenden Hirsche. Ausgehend von der Botschaft des 42. Psalms der Bibel: „Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so sehne ich mich nach dir, mein Gott“ hat ein Braunschweiger Hofmaler etwa 1892 den Chorraum gestaltet.

Das Altarbild mit der Darstellung des betenden Jesus im Garten von Gethsemane wurde 1859 von Clara Oenicke gemalt und trägt den Titel „Nicht mein Wille geschehe, sondern der deinige.“ Es wurde 1860 in einer Berliner Kunstausstellung gezeigt. Hier wurde es von der Königin Elisabeth, der Gemahlin von Friedrich Wilhelm IV. für die Kirche in Letzlingen erworben, ebenso die Orgel auf der Westempore. Die Orgel wurde vom Magdeburger Orgelbaumeister Böttcher gebaut. Sie umfasst 17 Register, verteilt auf 2 Manuale und Pedal.

Bauschäden der Vergangenheit

Die Letzlinger Schlosskirche ist im Originalzustand nach der Renovierung von 1892 erhalten. Leider sorgten die schadhafte Dachentwässerung und das defekte Schieferdach über viele Jahre für eine ständige Durchfeuchtung der Wände, wodurch der Putz und die Malerei in weiten Bereichen Schaden genommen hatten.
Die reichverzierte Holzdecke war außerdem durch Schädlingsbefall nahezu zerstört.
Die Fenster waren über viele Jahre undicht und eindringende Vögel haben durch ihren Kot erheblichen Schaden angerichtet.
Die Kirche hat ein vollständig neues Dach mit neuer Dachentwässerung erhalten.
Die Holzdecke wurde komplett erneuert und mit den Originalmotiven bemalt. Die Restauration sämtlicher Kirchenfenster wurde zum Jahresende 2000 abgeschlossen.
Danach erfolgte die Aufarbeitung der Kirchenbänke und eine mehrfache farbliche Behandlung. In der Zwischenzeit konnten alle Bänke bis zur Orgelempore mit einer Sitzbankheizung versehen werden.
Das Innere der Kirche ist komplett neu verputzt worden. Die gesamte neue Wandmalerei wurde 2002 vollendet.

Förderverein

Am 6. April 1995 wurde der Förderverein Schlosskirche Letzlingen gegründet. Das Ziel des Vereins ist die „Instandsetzung und Unterhaltung der Schloßkirche“, dazu gehört die Öffnung der Kirche meist am Sonntagnachmittag in den Sommermonaten, ferner die Unterstützung des Hubertusgottesdienstes und die Beteiligung an verschiedenen weiteren Projekten der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Mitglieder des Fördervereins haben oft selbst mit Hand angelegt, so wurden die Grundierungen und der erste Farbaufstrich (ca. 2000 qm) vom Förderverein unentgeltlich ausgeführt.
Durch überdimensionale Glocken drohten die Türme 1999 instabil zu werden. Darum wurden die Glocken aus Gußstahl aus den Jahren 1871/72 heruntergenommen und durch kleinere Bronzeglocken ersetzt.
Der Guss der neuen Glocken wurde vom Förderverein veranlasst und finanziert.
Die alten Glocken wurden im nördlichen Querschiff aufgestellt.

Kirchennutzung

Neben den Gottesdiensten, die meist zweimal im Monat stattfinden, sind besondere Höhepunkte die Gottesdienste anlässlich von Festtagen und Jubiläen der früheren Konfirmanden.
Am ersten Sonntag im November feiert die Kirchengemeinde einen Hubertusgottesdienst und knüpft an die Tradition der Vergangenheit an, als das Leben im Ort vom Wald und von der Jagd bestimmt war.
Am Heiligen Abend hat es seinen besonderen Reiz, in die Schlosskirche zu gehen, denn dann verwandeln die vielen Kerzen die Kirche in ein warmes Licht.
Im Sommer und im Herbst wird die Kirche auch für Konzerte genutzt, die im Rahmen des Musiksommers stattfinden. Durch die besondere Akustik der Holzdecke erhalten die musikalischen Ereignisse eine besondere Note.

Die Ingrid-Wiegand-Stiftung

Nach einer Leserreise der Deutschen Stiftung Denkmalschutz waren Herr Dr. Konrad Wiegand und seine Frau Ingrid aus Coburg von der Kirche, ihrer Geschichte und dem Engagement ihrer Gemeindeglieder so angetan, dass es am 1. Juli 2007 zur Gründung der „Ingrid-Wiegand-Stiftung“ in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kam. In den Folgejahren konnten die Kirchen im Pfarrbereich Letzlingen ebenso unter dem Dach der Ingrid-Wiegand-Stiftung Unterstützung erfahren, und damit ist ihre bauliche Erhaltung langfristig in guten Händen.


Zum 150-jährigen Jubiläum der Kirchweihe der Letzlinger Schloßkirche verfaßte Pfarrer Gerd Hinke folgende Festschrift:


Die Kirche in Sachau

Kirche Sachau

Von der ersten Kirche in Sachau aus dem Jahr 1622 gibt es keine Beschreibung, aber der Taufstein, die Glocke und die Taufschale sind von ihr erhalten. Die nachfolgende Kirche erfolgte als Fachwerkbau, mußte aber wegen massiver Bauschäden 1938/39 abgerissen werden. Bedingt durch die Kriegs- und Nachkriegszeit war es schwer, an einen Neubau zu denken. Erst im Zuge der Unruhen um den 17. Juni 1953 konnte die Baugenehmigung erwirkt werden. Am 27.8.1953 erfolgte die Grundsteinlegung. Pastor Winkelmann lobte den Einsatz der Sachauer für ihre neue Kirche, die den Mut hatten, in der Abwesenheit des Pfarrers einen Glockenturm zu entwerfen und den Anfang auch zu realisieren. Die Einweihung der Kirche am 7. November 1954 durch Bischof Ludolf Müller aus Magdeburg war ein Fest für die Kirchengemeinde und stärkte sie im Bewußtsein, den einzigen Kirchenneubau in der Altmark nach dem Zweiten Weltkrieg realisiert zu haben.

Sichtbarer Schmuck ist das Buntglasfenster im Altarraum, gefertigt 1954 vom Stendaler Kunstglaser Günter Johl. Sein Werk trägt den Titel „Der ungläubige Thomas“ und nimmt Bezug auf die Begegnung Jesu mit Thomas aus dem Johannesevangelium in Kapitel 20,24-29.
Das Fenster hat die Maße: Breite 0,78 m und Höhe 1,17 m.

Symbolkraft bekommt dieses Fenster mit Darstellung des ungläubigen Thomas darin, dass Thomas der letzte Jünger war, der an die Auferstehung glaubte und auch in Sachau gab es Menschen, die sich nicht vorstellen konnte, dass in ihrem Dorf wieder eine Kirche entsteht. Sie konnten staunend zur Kenntnis nehmen, dass der Glaube Menschen bewegt, auch eine neue Kirche in schwerer Zeit zu bauen. Glücklicherweise sind viele Bilder von der Einweihung der Kirche erhalten.

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