Opferstock Solpke und Wandnischen

Beschreibung der Kirche Solpke

Die Solpker Kirche ist als Feldsteinkirche im spätromanischen Stil mit kleinen Fenstern errichtet, die erst später erweitert worden sind. In fast 800 Jahren ihrer Geschichte hat sie den Gläubigen nicht nur Zuflucht mit einer hohen Mauer hinter dem Kirchhof gewährt, sondern auch alle Stürme der Zeiten durchstanden. Wenn diese Steine erzählen könnten.

Die Solpker Feldsteinkirche gehörte zum Bistum Verden an der Aller und hatte eine besondere Lage – zum einen an der damaligen Lüneburger Heerstraße gelegen, die von Lübeck über Hamburg bis Leipzig führte, zum anderen war sie in südöstlicher Richtung vor dem unwegsamen Drömling der letzte geistliche Zufluchtsort.

Die Lage an der Heerstraße wurde ihr auch im 30-jährigen Krieg zum Verhängnis, da die durchziehenden Soldaten die Kirche als Lager nutzten, ihre Kunstschätze plünderten, zum Teil ihre Pferde in die Kirche stellten, wovon noch heute ein Ring in der Wand Zeugnis gibt. Nur der Opferstock war gesichert und hat die Zeiten überlebt.

Hilfe fanden die Solpker Christen in der Zeit in Sachau, das nicht unmittelbar an der Heerstraße lag und von den Wirren der Zeit verschont blieb, um sich von dort Abendmahlsgerät und liturgische Kleidung zu leihen.

Die Notlage und die Folgen der Kriege brachten mit sich, dass erst Mitte des 19. Jahrhunderts der noch heute vorhandene Kanzelaltar und die gedrechselten Taufständer erworben werden konnten und die Kirche ihren Turm erhielt.

1863 konnte eine neue zweite Glocke erworben werden, aber auch sie wurde 1917 für Rüstungszwecke beschlagnahmt und eingeschmolzen. 1922 konnte eine Stahlglocke an ihre Stelle treten.

Pfarrer Warweg beschreibt in der von ihm gestalteten „Chronik des Kirchspiels Solpke“ den Kanzelaltar und den Taufständer folgendermaßen:

„Im Dämmerlicht stand der Kanzelaltar 150 Jahre, denn die großen Fenster wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts in die Feldsteinmauern gebrochen. Dämmerlicht ist auch gerade die richtige Beleuchtung für den Altar, denn er stellt den „Sonnenaufgang im Wald“ dar. Die orangen Flächen, besonders hinter den Säulen, stehen für die Morgenröte. Durch das hinter dem Altar liegende Ostfenster fallen die ersten Sonnenstrahlen. Aber das Dunkel, das Schwere, das Bedrückende ist noch da, die großen schwarzen Flächen am Kanzelkorb zeugen davon. Doch die Morgenröte durchbricht sie schon, scheint durch die Blätter an den Säulen des Kanzelkorbes. Damit ist das Schwarze entmachtet, obwohl noch vorhanden, kann es doch keine geschlossene Fläche mehr bilden. Das Grau der Wangen symbolisiert den aufsteigenden Nebel, der sich zu lichten beginnt und Blätter und Blüten sichtbar werden läßt. Die Säulen stehen für Baumstämme, die beide die gleiche Symbolik haben, die Verbindung von Irdischem mit Himmlischem. Nach Berichten alter Solpker sollen auf den Kapitellen eine Jesus- und eine Lutherfigur gestanden haben.

Steht der Prediger auf der Kanzel, so kommt seine Stimme von Osten her, mit dem Licht und der Wärme. Es scheint so, als ob seine Stimme direkt aus den Wolken kommt, sprich Himmel, in dem Jesus und Luther ihm zur Seite stehen. Im Schalldeckel befindet sich nicht wie im Mittelalter eine Taube, das Symbol des Heiligen Geistes, der den Prediger inspiriert, sondern konsequenter Weise, in Übereinstimmung mit dem Thema des Kanzelaltars, eine stilisierte Sonne, die den Pastor erleuchtet. Diese Sonne steht für Jesus, denn über und auf dem Schalldeckel erhob sich auf geschwungenen Hölzern ein Kelch – das Blut Jesu, Jesus selber, der durch sein Blut neues Leben ermöglicht.

Die Säulen sind aus Holz, farblich aber so gestaltet, dass Marmor vorgetäuscht wird. Im ausgehenden Barock (wahrscheinlich stammt auch der Kanzelaltar, wie die Taufe aus dem Jahr 1756) hatte dieses Vortäuschen Methode. Es war eine Flucht aus Enge und Strenge in die verspielte Welt des schönen Scheins.

Einmalig in Deutschland – so einfach wie genial eine hölzerne Taufe in Form eines Taubenhauses. Da das Zeichen für Taufe und für den heiligen Geist die Taube ist, liegt nichts näher als eine Taufe in Taubenhausform zu schaffen, wie damals üblich auf einem Fuß stehend und oben die separaten Einfluglöcher für die Vögel. Auf den Fuß ist eine Lilie gemalt, hier als Zeichen der Unschuld und Keuschheit, der Reinheit und des Friedens und ebenso als Zeichen der Auferstehung, dazu goldene Herzen als Symbol für die Göttliche Gegenwart im Zentrum des Menschen. Sie stehen für Liebe, Verständnis, Mut, Freude und Leid. Gegenüber der Lilie befindet sich ein Tannenzapfen oder Kienappel – sicherlich nicht wie in vorchristlicher Zeit als Symbol für Pan oder Wotan gemeint, sondern als Frucht vom Baum des Lebens, die Unsterblichkeit heißt.“

Anfang der Fünfzigerjahre war der Zustand der Solpker Kirche bedrohlich und eine umfassende Renovierung mußte erfolgen, sie umfasste Turm- und Kirchendach, die Eingangstüren und die Ausmalung der Kirche im Innern.

Renovierungsarbeiten bieten die Chance, bisher Verstecktes zutage zu fördern, so fand man das ursprüngliche Fenster hinter der Kanzel, öffnete es und konnte den bisher eingemauerten Fensterrahmen durch dendrochronologische Untersuchungen auf das Jahr 1250 datieren.

Auch die alten Wandnischen konnten freigelegt werden, hier bewahrte man in früheren Zeiten Hostien und Altargerät und die Bibel auf.

Mit dem Ruhestand von Pfarrer Warweg wurde die Pfarrstelle aufgelöst und zur Pfarrstelle Letzlingen zugeordnet. Damit verbunden war, dass auch das Pfarrhaus veräußert wurde und die Kirchengemeinde einen neuen Raum für ihre Zusammenkünfte, wie Kinderkirche, Konfirmanden, Seniorenkreis und den Gemeindekirchenrat braucht. Hier entstand das Vorhaben, nach der erfolgten Sanierung des Turmes und des Kirchendaches in die Kirche einen Gemeinderaum einzubauen, der auch mit Küche und Toilette versehen sein wird. Die Umsetzung soll ab Sommer 2021 konkrete Gestalt annehmen.

Im September 2018 wurde die Solpker Kirche von der Stiftung KiBa zur Kirche des Monats gewählt und erlangte damit besondere Aufmerksamkeit.

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